Fibel und Fibeltracht

Autor: Heinrich Beck, Heiko Steuer, Dieter Timpe, Reinhard Wenskus (Hrsg.)

Kategorie: Lexika

Verlag: Walter de Gruyter

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschrittene

erster Eindruck

Ein Muss für alle Archäologen und interessierte Laien, die die Zeitspanne von der Bronzezeit bis ins Frühmittelalter bearbeiten.

 

Beschreibung

Bei Fibel und Fibeltracht handelt es sich um den Auszug zur besagten Fundgattung aus dem von Johannes Hoops begründeten Reallexikon für germanische Altertumskunde.
Zeitlich behandelt diese Arbeit die Epochen vom ersten Auftreten der Fibel in der älteren Bronzezeit Skandinaviens bis hin zu den wikingerzeitlichen Fibeln des beginnenden Mittelalters. Räumlich erstreckt sich das behandelte Gebiet von Skandinavien und den britischen Inseln, über das Baltikum und Mitteleuropa bis in das Schwarzmeergebiet.

Fibel und Fibeltracht ist wie folgt gegliedert: Den eigentlichen, als Kapitel II zusammengefassten Artikeln zu den Fibelformen der Zeiträume wird als Kapitel I eine sprachwissenschaftliche Definition durch E. Meineke voran gestellt, in der er näher auf den Ursprung des Wortes „Fibel“ eingeht.
Es folgt, wie bereits gesagt, Kapitel II, dass durch eine Erläuterung H. Steuers und R. Müllers zur Bedeutung der Fibel in den Altertumswissenschaften eingeleitet wird. Der von U. Zimmermann verfasste Abschnitt A zur Bronzezeit in Nord- und Mitteleuropa der, wie alle folgenden Abschnitte, in Paragraphen unterteilt ist, bildet den Beginn der Abhandlungen zur Fundgattung. Zunächst beschreibt der Autor einige allgemeine Fakten zu den bronzezeitlichen Fibeln und deren Bedeutung, bevor er mit §4 auf die Formen der Perioden I-III der nordischen Bronzezeit eingeht. §5 bilden die jüngerbronzezeitlichen Fibelformen der Perioden IV-V. In §6 geht Zimmermann speziell auf die Fibelfunde aus dem Gebiet Lüneburger Gruppe ein, bevor mit §7 schließlich eine kurze Zusammenfassung gegeben wird.
Abschnitt B behandelt daraufhin die jüngere Bronzezeit im südlichen Mitteleuropa und geht damit auf die Fibelformen der Urnenfelderzeit ein. Eingeleitet wird auch dieser Abschnitt mit einer kurzen Erläuterung zu den historischen Rahmenbedingungen, bevor M. Maute dann die wichtigsten Formen dieser Epoche erläutert. Den Abschluss bildet auch hier wieder eine kurze Zusammenfassung.
Im Folgenden werden von Günther Mansfeld die Fibeln der Stufe Hallstatt D und damit die ersten eisenzeitlichen Fibeln behandelt. Er geht dazu sowohl auf deren angenommene Herkunft und Entstehung als auch auf deren Verbreitung ein.
Der von Biba Teržan verfasste Abschnitt D befasst sich dann mit den Formen der Bronzezeit und älteren Eisenzeit im ö. (östlichen) Mitteleuropa und deren Beziehungen zum Mittelmeergebiet. Dazu geht die Autorin nach einer kurzen Einführung auf die Fibeltypen und deren Verbreitung ein.
Der folgende, erneut von M. Maute verfasste Abschnitt D behandelt schließlich die latènezeitlichen Fibelformen Mitteleuropas. Dazu äußert er sich zunächst zu den wichtigsten Typen und deren chronologischer Stellung zueinander und widmet sich dann in §18 der Tracht und Herstellung dieser Fibeln.
Abschnitt F behandelt die vorrömische Eisenzeit in Norddeutschland und Skandinavien. Nach einer von Rosemarie Müller verfassten Einleitung widmet sich H.-J. Häßler den jastorfzeitlichen Fibeln und den an ihnen nachweisbaren Kontakten der Jastorf-Kultur zum südlicheren Hallstatt-Kreis. Es folgt ein kurzer Abschnitt zu den Fibeln der Ripdorf- und Seedorfstufen, der erneut von R. Müller verfasst worden ist, bevor diese dann auf die Herstellung und Tragweise sowie auf die skandinavischen Fibeln der vorrömischen Eisenzeit eingeht.
Der von Kaszimierz Godłowski verfasste Abschnitt G behandelt schließlich die vorrömische Eisenzeit und römische Kaiserzeit im östlichen Mitteleuropa und in Osteuropa. Dazu geht der Autor zunächst auf die Fibelformen der Lausitzer Kultur ein und widmet sich dann der chronologischen Abfolge der bereits von Oskar Almgren definierten Fibelformen. Dazu untergliedert er das Fundmaterial in zwei Paragraphen, die den von H.-J. Eggers für die römische Kaiserzeit definierten Abschnitten entsprechen. §26 behandelt dann die Fibeltracht der RKZ und deren Aussage über Kulturbeziehungen.
Im Abschnitt H, der von H.-U. Voß und anderen Autoren verfasst worden ist, wird dann die römische Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in dem von antiken Quellen als „Germania Magna“ bezeichneten Gebiet zwischen Rhein und Elbe behandelt. Voß geht dabei fast genauso an das Material heran wie Godłowski und unterteilt es nach den zeitlichen Abschnitten der älteren RKZ, der jüngeren RKZ und der frühen VWZ und geht dann auch kurz auf die Tragweise dieser Fibeln ein. In §30 dieses Abschnittes erläutert J. von Richthofen den chronologischen Aussagewert von Abnutzungsspuren an kaiserzeitlichen Fibeln.
In Abschnitt I widmet sich A. Böhme-Schönberger den provinzialrömischen Fibelformen und deren Verbreitung bis in die „Germania Magna“.
R. Müller und L. Jørgensen bearbeiten in Abschnitt J daraufhin die kaiser- und völkerwanderungszeitlichen Fibeln Skandinaviens und gehen dabei auch auf deren Tragweise im Laufe dieser Epochen ein. Teil dieses Abschnittes ist ebenfalls eine kurze Ausführung zu Runen mit Inschrift durch K. Düwel.
Abschnitt K behandelt die späte VWZ und Merowingerzeit auf dem europäischen Kontinent. Der Autor (M. Martin) geht dazu nach kurzen Ausführungen zum Forschungsstand sowie zur Herstellung und Tragweise geographisch gesondert auf die Fibelformen dieser Zeitstufen ein. Dazu widmet er sich zunächst dem ostgermanischen Raum inklusive Karpatenbecken und Schwarzmeerküste und schreibt dann zum westgermanischen Gebiet. Die §§42 und 43 handeln von den mit bestimmten, historisch erwähnten, germanischen Stämmen in Verbindung gebrachten Fibelformen.
T. M. Dickinson erläutert dann in Abschnitt L die völkerwanderungszeitlichen Fibeln in England.
Abschnitt M behandelt die karolingerzeitlichen Fibeln Mitteleuropas und geht dabei, wie auch schon in den Abschnitten zuvor, auf die Chronologie, Tragweise und Verbreitung ein. Hinzu kommt ein Paragraph zur Ikonographie der Fibeln, da diese nun eindeutig christliche Symbolik aufweisen.
Der letzte von Torsten Capelle verfasste Abschnitt behandelt die Fibeltracht der Wikingerzeit und geht dazu vor allem auf die Quellenlage sowie auf die wichtigsten Formen dieser Epoche ein, ist aber im Vergleich zu den vorrangegangenen Kapiteln eher kurz gehalten.

 

Fazit

Fibel und Fibeltracht ist für Archäologen und Studierende, sowie interessierten Laien, die sich schnell zu den wichtigsten Fibelformen der einzelnen Epochen informieren will oder auch für eigene Arbeiten Vergleichsmaterial sucht, ein ausgezeichnetes Hilfsmittel. Die Artikel sind vergleichsweise kurz und konkret und gehen auf alle wichtigen Fakten zu den Formen und Typen ein. Ferner bieten die in schwarz-weiß gehaltenen Abbildungen und Kartierungen auch ein gutes und verständliches Anschauungsmaterial. Für jene, die weitere, tiefer gehende Informationen benötigen, ist am Ende jedes Abschnittes die vom jeweiligen Autor verwendete Literatur angegeben. Mit einem Preis von 19,95 Euro ist diese Studienausgabe aus dem Reallexikon für germanische Altertumskunde auch eine erschwingliche Alternative zum Kauf des kompletten achten Bandes.

Details

Umfang: 196 Seiten

ISBN: 3 11 016858 8

Preis: 19,95 €

Buch Kauflink: Fibel und Fibeltracht

Datum der Rezension: 05.11.2010

Rezensent: Jens

Wir betreiben praehistorische-archaeologie.de seit über 10 Jahren in unserer Freizeit. Dazu bieten wir kostenlose Inhalte, die ohne Werbung frei zugänglich sind.

Wenn du unsere Arbeit unterstützen möchtest klicke hier