Die schlichte Feldbegehung ist die älteste und simpelste archäologische Methode zur Prospektion. Der Archäologe geht ohne zusätzliche Hilfsmittel über Felder und sucht einzig mit seinem geschulten Auge nach archäologischen Funden auf der Oberfläche. Gelegentlich erkennt er dabei sogar Strukturen von Mauern, Häusern und Siedlungen, welche zwar auch unterhalb der Erdegelegen sind aber dennoch die Erdoberfläche (beispielsweise die Vegetation) über sich erkennbar beeinflussen. Wichtig für die Feldbegehung ist, dass diese ohne einen Spatenstich zu tun, durchgeführt wird. Es geht bei dieser Methode in erster Linie allein um das Feststellen und Registrieren von archäologischen Befunden - gegraben wird später. Eine Prospektion bildet demnach eine erste zerstörungsfreie Untersuchung eines Fundplatzes.
Ein Feld kann während des Surveys (der Begehung) auf unterschiedliche Weise untersucht werden. Archäologen können unsystematisch vorgehen und so über das Feld gehen wie es ihnen lieb ist, allerdings werden bei einer unsystematischen Begehung viele Funde nicht entdeckt. Archäologiestudierende müssen quasi das Laufen neu erlernen.
Bei der kusorischen Begehung laufen Archäologen festgelegte Gebiete des Feldes im Zickzack oder im Schleifengang ab und notieren dabei ihre Funde/Befunde.
Bei einer systematischen archäologischen Prospektion wird das Feld vor der Begehung vermessen und in einheitliche Quadranten von 5x5 oder 10x10 Metern eingeteilt. Diese Quadrate werden durch Mauererschnüre auf dem Acker abgesteckt, sodass letztlich ein großes Raster darüber liegt (Rasterbegehung). Jeder Quadrant erhält eine eigene Kennzeichnung und wird auf einer Karte eingetragen. Die Archäologen laufen nun jeden Quadranten gezielt ab und sammeln alle darin befindlichen Funde auf. Jeh nach der gewünschten Genauigkeit erhält jeder Fund eine eigene Nummer und dessen Position wird zentimetergenau vermessen oder alle gemachten Funde eines Quadranten werden in einer speziellen Tüte für eben diesen einen Quadranten eingesammelt.
Vor jeder Geländebegehung muss diese jedoch mit dem jeweiligen Gutsbesitzer abgesprochen werden, weil man sich auf privaten Grundstücken bewegt und rechtliche Konflikte mit dem Besitzer vermeiden sollte, sofern man dort auch noch später eine Grabung plant. Allerdings ist diese Methode abhängig von der Jahreszeit und der Helligkeit, weil sich nicht alle Strukturen zu jeder Zeit erkennen lassen. Besonders günstig sind die schneefreien Wintermonate, in denen die zu begehenden Ackerflächen umgepflügt und frei von irgendwelcher Vegetation brachliegen. Dann sind die an der Erdoberfläche befindlichen Funde einfacher auffindbar sind, weil sie durch die Niederschläge und den Frost freigelegt wurden. Durch das stetige Umflügen können Fundstellen, die nur wenig unterhalb der Erde liegen, vom Flug erfasst und zerstört werden und an die Oberfläche gelangen. Oft findet man dann nur noch Scherben oder andere Kleinfunde. Eine Feldbegehung kann natürlich auch auf vegetationsreichen Flächen und Wäldern durchgeführt werden, ist aber wesentlich langwieriger und schwerer, weil die an der Oberfläche gelegenen Funde von der hochgewachsenen Vegetation verdeckt sein können.
Anthropogen geschaffene Strukturen und Befunde unterhalb der Erdoberfläche können die Temperatur, die Feuchtigkeit und das Wachstum sowie die Dichte des Pflanzenwuchses beeinträchtigen. Je näher sie an der Obfläche sind, desto größer ist ihr Einfluss auf die Vegetation. Dies kann dazu führen, dass Pflanzen zu Beginn einer Trockenzeit noch auffallend gut wachsen, weil die Strukturen unter ihnen die Feuchtigkeit länger speichern können als der umliegende Boden unter den restlichen Pflanzen. Aber auch genau das Gegenteil kann bei Feuchtzeiten zu beobachten sein, dass manche Strukturen eben keine Feuchtigkeit speichern und deshalb der darüber befindliche Pflanzenwuchs auffallend gering ausfällt.
Es ist vom Boden aus aber sehr schwer, diese Auswirkungen auf die Oberfläche als solche zu erkennen und sich daraus ein zusammenhängendes Bild der Strukturen und Befunde zu erstellen. Deshalb ist es notwendig, dass man sich eine höher gelegene Stelle sucht, von der aus man das Gelände aus der Vogelperspektive betrachten kann. Dies geschieht in der Regel mit Hilfe der Luftbildprospektion, bei der das Gelände überflogen und fotografiert wird. Ebenso können Satelliten- und Wärmebilder verwendet werden, um zuvor unsichtbare Strukturen und Befunde sichtbar zu machen. Auf den Luftbildern werden die Höhenunterschiede des Geländes durch kleine Schatten sichtbar, die man vom Boden aus nicht gesehen hätte.
So können "Luftbildarchäologen" ehemalige Grabhügel oder sogar Siedlungsstrukturen aus der Luft erkennen. Die Entdeckungen der neolithischen Kreisgrabenanlagen von Kyhna und Goseck geht auf das Konto der Luftprospektion. Beide wurden Anfang der 90er Jahre von Otto Braasch bei Erkundungsflügen gefunden.
Allerdings spielt nicht nur die Jahreszeit, sondern auch der Sonnenstand (wegen der Schatten) eine wesentliche Rolle. Deshalb ist eine Luftbildprospektion mit dem Ziel, Höhenunterschiede durch Schatten etc. zu identifizieren, nicht zu jeder Tageszeit möglich.
Für eine erfolgreiche Luftprospektion eignen sich besonders hervorragend sehr ebene Flächen mit einer einheitlichen (am besten kargen) Vegetation und Befunden mit markanten Konturen, die nah an der Erdoberfläche liegen aber tief ins Erdreich hineinreichen und dadurch die Vegetation über ihnen beeinträchtigen.
In Gebieten mit Sedimentation versagt die Luftbildprospektion. Es müssen deshalb aufwändige Sondierungen durch Bohrung und Grabungsschnitte durchgeführt werden, um nach eventuell vorhandenen Stratigrafien zu suchen. Sondierungen (z.B. Rammkernsondierung) eignen sich ebenso sehr gut als Mittel zur genaueren Bestimmung von den durch Prospektion georteten Strukturen. Nach einer Sondierung kann man schon ungefähr abschätzen, was für Funde man erwarten kann und wie groß der Aufwand des Grabens, der mit unterschiedlich zusammengesetzten Böden stark variieren kann, sein wird.
Thema | Link |
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EU-Projekt ArcLand | www.archaeolandscapes.eu |
Luftbildarchäologie | www.archaeopro.de/Archaeopro/index.htm |
Autor | Titel | Seite |
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Trachsel | Ur- und Frühgeschichte | 139-181 |
Schwarz | Archäologische Feldmethode. Anleitung für Heimatforscher, Sammler und angehende Archäologen. | 71-93 |
Hermann et al. | Prähistorische Anthropologie | 16-21 |
Lang | Klassische Archäologie | 97-127 |
Hölscher | Klassische Archäologie: Grundwissen | 77-85 |
Meller (Hrsg.) | Pilotstudien: Zwölf Jahre Luftbildarchäologie in Sachsen-Anhalt | - |
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