Der Australopithecus afarensis konnte aufrecht gehen. Das bezeugen uns die Fußspuren von Laetoli und zahlreiche Skelettfunde wie das Kind von Taung und Lucy. Man weiß heute, wie an einem Skelett die Befähigung zum aufrechten gehen nachgewiesen werden kann:
Der aufrechte Gang brachte allerdings nicht nur Gutes mit sich. Zu den unschönen Begleiterscheinungen gehören auf längere Sicht zum Beispiel Rückenprobleme durch den erhöhten Druck auf die Wirbelsäule, Knieprobleme, komplizierte Geburten durch die Umformung des Beckens sowie durch das Absenken des Kehlkopfes eine größere Wahrscheinlichkeit, beim Essen zu ersticken.
Wie wir bereits erfahren haben, deuten der Schatz an fossilen Menschenfunden und Untersuchungen Mitochrondialer DNA darauf hin, dass in Afrika die Wiege des Menschen liegt. Von Platon (428/427-348/347 v. Chr.) stammt der berühmte Satz: „Der Mensch ist ein Zweifüßler ohne Federn.“ Mit dieser kurzen Beschreibung hat Platon eines der zentralen Charakteristika für die Gattung Mensch erkannt: der Mensch läuft aufrecht auf zwei Beinen. Eine der vielen interessanten Fragen, die in der Paläolanthropologie und Archäologie diskutiert werden, beschäftigt sich mit dem aufrechten Gang: wie ist es dazu gekommen, dass wir aufrecht laufen? Wir wollen euch kurz ein paar Theorien zu dieser Frage vorstellen.
Aktuell geht man davon aus, dass ein Wandel im Klima die Entwicklung des aufrechten Ganges gefördert haben könnte. Der Auslöser hierfür soll demnach der große ostafrikanische Grabenbruch sein, der vor ca. 35 Millionen Jahren entstand und die klimatischen Verhältnisse maßgebend beiflußte. Der Bruch kam durch das Auseinanderdriften der afrikanischen und arabischen Platte zustande und lies das Klima einen entscheidenden Wandel in der Region nehmen. Zunächst stiegen in dem Grabenbruch große Mengen Magma auf und bildeten über 1800m hohe Gebirge. Im Windschatten dieser Gebirge kam es vor ca. 10 Millionen Jahren zu einem weiteren entscheidenden Wandel der Umwelt: der Regenwald lockerte sich auf, die Bäume verschwanden und die Affen waren gezwungen, sich auf dem savannenartigen Flachland fortzubewegen. Aus eben dieser Zeit und dieser Region stammen die ältesten bekannten Skelettfunde aufrecht gehender Vormenschen, weshalb auch ein Zusammenhang mit dem Grabenbruch vermutet wird.
Hiernach liegt der Grund des aufrechten Ganges in dem Vorteil, dass feindlich gesinnte Tiere/Gegner etc. schon aus der Ferne, wenn man groß genug ist, erkannt werden und entsprechende Fluchtwege schnell wahrgenommen werden können.
Ein Problem der Lebensumstände in der Savanne seien die im Vergleich zum Wald eine vielfach erhöhte Sonneneinstrahlung auf den Körper. Der Körper, insbesondere das Gehirn, dürfen jedoch nicht einem zu starkem Hitzeeinfluß ausgesetzt werden. Auf längere Dauer gesehen, besteht die Gefahr einer "Überhitzung" mit fatalen Folgen für den Kreislauf. Durch eine aufrechte Fortbewegungsweise würde die der Sonne ausgesetzte Körperfläche extrem verringert und diese gefahr umgangen. Zusätzlich habe der Körper einen weiteren Abstand zum ebenfalls Wärme abstrahlenden Boden und könne deswegen durch Wind effizienter gekühlt werden. In diesem Zusammenhang sei vielleicht auch das Schwitzen "erfunden" worden.
Diese These geht davon aus, der Grund des aufrechten Ganges darin bestehe, größere Strecken zurücklegen zu können.
Dieser These nach, habe sich die Evolution deswegen zum aufrechten Gang hinentwickelt, damit die Hände zur Herstellung von Werkzeugen frei werden. Allerdings begründet diese These nicht, warum gerade die Australopithecinen diesen Vorteil von der Evolution zugebilligt bekommen haben, letztlich beschreibt sie nur eine Folge dieser Entwicklung aber nicht ihren Auslöser.
Durch das Freiwerden der Vorderextremitäten können diese zum Aufsammeln und zum Transport größerer Mengen von Nahrung genutzt werden. Manche Wissenschaftler sehen in dieser These auch die Begründung dafür, dass das Weibchen sich ortsgebunden um die Kinder kümmert und der Mann in die ferne zieht, um von dort Nahrung anzuschleppen.
Autor | Titel | Seite |
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